Ordentlich! Schlampert.

Eier der Florfliege

Schaut man genau hin, entdeckt man die Ordnung der Natur. Etwa diese an einen Grashalm geklebten, lang gestielten Eier der Florfliege. ©Rupert Pessel

LEBENSRÄUME FÜR INSEKTEN SCHÜTZEN

ORDENTLICH! SCHLAMPERT. 

Insekten leiden besonders unter dem Klimawandel. In Kombination mit vielen anderen Einflussfaktoren hat das zu einem dramatischen Rückgang bei dieser Tiergruppe geführt. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir auch ein wenig schlampiger werden. 

Trockene, alte Stängel der Brennnessel ragen über das üppige Grün, alte Steinplatten stapeln sich dazwischen, der Komposthaufen gleich daneben. Ein uraltes Eisengestell rostet vor sich hin, ein kleiner Kirschbaum ist aus einem Samen gewachsen. Solche schlampigen Flecken rund ums Haus waren lange Zeit oft zu sehen. Es waren Bereiche, die der Nutzung entgangen sind und die bestenfalls alle paar Jahre mal gemäht wurden. Heute werden solche „Wildnis-Fleckchen“ ordentlich gemacht. Warum eigentlich? Sie stören nicht und ihre Beseitigung ist viel Arbeit. Noch dazu sind diese Bereiche oft die einzigen Rückzugsräume für Insekten und anderer Tiere.

Die Ordnung der Natur

Insekten brauchen meist Monate für die Entwicklung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Tier. Diese Zeit muss erst einmal überlebt werden, was gar nicht so einfach ist. Viele Insektenarten überwintern als Ei, irgendwo verborgen unter Laub oder gut isoliert in einem alten, hohlen Pflanzenstängel. Als Larven fressen sie teilweise an bestimmten Pflanzen und während der Puppenruhe sind sie oft für lange Zeit unbeweglich an einen Halm geheftet - mit der Hoffnung, dass dieser nicht abgemäht wird. Das ist die Ordnung der Natur. Die Ordnung, die wir so gerne in unseren Gärten und Dörfern haben, lässt dafür aber keinen Platz mehr.

Schlampig sein für die Natur

Um Lebensräume für Insekten zu erhalten, müssen wir ein wenig schlampiger sein. Laub ist ein prima Winterversteck für Eier und erwachsene Tiere. Lassen Sie es unter Hecken, im Staudenbeet oder am Gemüsebeet liegen. Ein Anfang ist es auch, dicke Stängel im Blumenbeet im Herbst nicht aufzuräumen, sondern über den Winter stehen zu lassen. Wenig genutzte Bereiche können Sie gezielt verwildern lassen und nur einmal im späten Frühling mähen oder überhaupt nur alle paar Jahre. Dort können Insekten ihre Entwicklung sicher abschließen. Lassen Sie den Rasentrimmer in der Garage stehen. Schmale, ungemähte Bereiche entlang von Hecken, bei Zäunen oder Mauern bieten ganz speziell interessante Lebensräume. Es muss auch nicht immer alles perfekt dicht bewachsen sein. Kleinere, offene Bodenstellen werden von Wildbienen und Heuschrecken zur Eiablage genutzt.  

Was werden da die Nachbar sagen…

Ja, wenn Sie das machen, werden die Nachbarn über Sie reden. Lassen Sie sich nicht von den anderen verrückt machen. Wenn Sie „schlampige“ Flächen rund ums Haus haben, ändere Sie Ihren Blickwinkel. Betrachte Sie es nicht als Versäumnis ihrerseits, sondern als kleine, ordentliche Garten- Schutzgebiete für eine Vielzahl an Insekten. Lassen Sie es einfach wild vor sich hinwachsen und sparen Sie sich die mühselige Arbeit, sie ordentlich zu machen. Wenn Sie jemand darauf anredet, erzählen Sie stolz vom Kleinen Fuchs und von Laufkäfern, die gratis und ohne Gift die Schneckenbekämpfung für Sie übernehmen, weil sie die Schneckeneier zum Fressen gernhaben. Schlampert im Garten gibt es nicht, denn diese wilden Flecken sind ordentlich – ordentlich wichtig für unsere Insekten.

Infos und Tipps unter www.insekten-leben.at


Die Ausstellung ist von 30.11.2022-23.01.2023 im historischen Rathauskeller in Falkenstein zu sehen.

Wo? 2162 Falkenstein, Marktstraße 60

Wann: täglich von 8:00-20:00