Zwingendorf hat mit seinen Salzwiesen einen einzigartigen Schatz von nationaler Bedeutung vor seiner Haustüre: In Mitteleuropa sind Binnensalzstellen äußerst selten – vergleichbare Salzflächen gibt es österreichweit nur in Baumgarten an der March und im Seewinkel. Auf den Zwingendorfer Glaubersalzböden, die 1979 zum Naturschutzgebiet erklärt wurden, befindet sich österreichweit (!) das einzige Vorkommen des Strandmilchkrauts (Glaux maritima). Aber auch andere seltene salzliebende oder ‐tolerante Arten wie Salzsimse, Salzaster oder Salzbiene sind hier anzutreffen. Ein Lehrpfad im Naturschutzgebiet und das Dorfmuseum Zwingendorf, das einen großen Teil seiner Ausstellung den Salzwiesen widmet, laden ein, diesen einzigartigen Lebensraum zu erkunden. Durch ein Schulprojekt soll den Schülern der Volksschulen (3. und 4. Schulstufe) in der Kleinregion Land um Laa die Schönheit und die Besonderheiten des Naturjuwels nähergebracht werden, um so auch Verständnis für die Schutzbedürftigkeit des Naturschutzgebietes zu wecken.
Ziel
Die Begeisterung für Lebewesen in der eigenen Lebensumwelt bildet die Grundlage für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Daher sollte bereits im Kindesalter begonnen werden, Naturbewusstsein zu entwickeln und die Freude an und Neugierde zu den uns umgebenden Pflanzen und Tieren zu fördern. Durch hautnahes Erleben in der Natur können positive Assoziationen zu unserer Lebensumwelt entstehen, die mit dem nötigen Wissen eine wesentliche Grundlage für den Erhalt bedrohter Lebensräume darstellen. Im Endbericht zur Pflege der Salzstandorte Zwingendorf von 2002 wird ausdrücklich eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit empfohlen.
Konkret werden folgende Lernziele für die SchülerInnen der Volksschulen gesteckt:
- Die Kinder können nach der Exkursion mindestens drei verschiedene Tiere und zwei verschiedene Pflanzen nennen, die im Naturschutzgebiet Zwingendorfer Glaubersalzböden leben.
- Die Kinder können am Ende des Schulprojekts mindestens zwei Gründe nennen, weshalb das Naturschutzgebiet Zwingendorfer Glaubersalzböden einen besonderen Lebensraum darstellt.
Folgende Lehrunterlagen wurden dafür erarbeitet:
Arbeitsblätter_Glaubersalzböden.pdf herunterladen (1.13 MB)
Zwingendorfer_Glaubersalzböden_Unterlagen_für_Lehrer.pdf herunterladen (1.38 MB)
Gebietsbeschreibung
Unter den sandigen Ablagerungen der Pulkau befinden sich im Pulkautal und Laaer Becken stellenweise salzführende Schichten aus dem Urmeer vor etwa 15 Millionen Jahren. Durch starke Verdunstung bei gleichzeitig geringen Niederschlägen können diese Salze (Glaubersalz und Bittersalz – beide werden zusammenfassend als „Saliter“ bezeichnet) aufsteigen und reichern sich als Ausblühungen und Krusten an der Oberfläche an. Regelmäßige Überschwemmungen der unregulierten Pulkau ließen immer wieder neue kleinflächig offene Bodenflächen mit Salzausblühungen entstehen.
Große Bereiche entlang der Pulkau waren wegen ihres hohen Grundwasserspiegels und der regelmäßigen Überschwemmungen landwirtschaftlich jedoch nicht nutzbar. Drainagierungsmaßnahmen und die Regulierung der Pulkau, besonders in den 1950er Jahren, führten zu einem Absinken des Grundwasserspiegels. Zusammen mit der Intensivierung der Landwirtschaft gingen dadurch zahlreiche Salzstandorte verloren. Nur äußerst „nutzlose“ Flächen blieben über, die man als Gänseweiden nutzte oder wo Teiche zum Waschen des Viehs und der Geräte ausgehoben wurden. Doch auch diese wenigen Flächen waren von Verbuschung und Zuwachsen durch das dominantere Land‐Reitgras bedroht.
Schließlich erkannte das Land Niederösterreich 1979 den hohen ökologischen Wert der Flächen und erklärte 1979 die Zwingendorfer Salzwiesen zum Naturschutzgebiet. Seitdem wurden im Auftrag der Naturschutzabteilung des Landes Pflegekonzepte erstellt und Maßnahmen zur Förderung kleinflächiger, offener Salzstandorte getroffen.
Im Vergleich zu anderen Gebieten dieser Größe weiß man über das Artenspektrum der Zwingendorfer Salzstandorte aus naturwissenschaftlicher und naturschutzfachlicher Sicht ausgesprochen viel. Aushängeschild der Zwingendorfer Salzwiesen ist das Strandmilchkraut (Glaux maritima), das österreichweit nur hier zu finden ist. Doch gibt es zahlreiche weitere andernorts seltene Pflanzen und Tiere, die den hohen Salzgehalt ertragen: Von recht unscheinbaren Pflanzen wie Meerstrand‐ Wegerich, Salz‐Simse oder Spargelklee bis zu ausgesprochen attraktiven Arten wie Echter Eibisch und Salz‐Aster. Die beiden Wanzen Agramma atricapillum und Henestaris halophilus sowie die Pannonische Sandzikade (Psammotettix asper) und die Wildbiene Anthidium tenellum sind innerhalb Niederösterreichs nur von hier bekannt.
Schulprogramm
Das Schulprojekt ist für Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Schulstufe vorgesehen und besteht aus einer Exkursion ins Naturschutzgebiet, dem Besuch des Dorfmuseums Zwingendorf sowie – optional – dem Gestalten einer Zeitung. Zudem werden den Lehrkräften Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt, mit denen sie das Thema Salzstandorte auch selbstständig im Unterricht erarbeiten können.
Zeitplan: Die Vorbereitungen beginnen zu Beginn des Schuljahres 2019/20, wo die Exkursionstermine mit den Schulen festgelegt werden. Im Winter 2019/20 werden sowohl das ökopädagogische Programm, als auch das Unterrichtsmaterial zu den Salzstandorten erarbeitet. Die Exkursionen finden voraussichtlich im Mai und Juni 2020 statt.
Exkursionen in das Naturschutzgebiet Zwingendorfer Glaubersalzböden helfen, den Bezug für den bedrohten Lebensraum herzustellen. Bei den Ausflügen sollen die verschiedenen Aspekte der Salzstandorte vor Ort erkundet und veranschaulicht werden. Vor allem der Lehrpfad bietet durch Ausprobieren viele interaktive Möglichkeiten. Der anschließende Besuch im Dorfmuseum mit seiner dem Naturschutzgebiet gewidmeten Dauerausstellung bietet die Möglichkeit, das Wissen abzurunden. Die Ausflüge sind in den Monaten Mai und Juni 2020 geplant – jener Zeit, in der bereits eine Vielzahl an Pflanzen blühend angetroffen werden kann. Rätselspiele am Ende der Exkursion lassen erkennen, ob die zuvor gesetzten Lernziele erreicht wurden.
Das im Rahmen der Exkursionen erlebte und erarbeitete Wissen kann in einer eigenen Zeitung präsentiert werden. Der kunterbunte Mix soll Interviews, Berichte, Zeichnungen und Fotos enthalten. Jedes Kind soll sich darin wiederfinden und darf die Zeitung als Andenken mitnehmen. Das Gestalten der Zeitung steht den Volksschulen optional zur Verfügung, es besteht jedoch auch die Möglichkeit, den Ausflug auf die Exkursion ins Naturschutzgebiet sowie den Besuch im Dorfmuseum zu beschränken.
Ausblick
Nach erfolgreichem Abschluss des Projektes ist eine regionale Nachnutzung der erarbeiteten Methodik‐Sets durch den Verein für Schulen und ähnliche Veranstaltungen angedacht. Die erarbeiteten Materialien stehen den Lehrkräften auch nach Beendigung des Projekts zur Verfügung, sodass auch nachfolgend das Thema Salzstandorte im Unterricht behandelt werden kann. Aufgrund der bestehenden guten Kontakte der Gemeinde Großharras mit der Gemeinde Jaroslavice/Joslowitz wäre auch ein grenzüberschreitendes Folgeprojekt mit tschechischen Schulen möglich.
Zeitungen der Volksschulen
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-16_VSGro_harras.pdf herunterladen (5.08 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-30_Staatz.pdf herunterladen (4.59 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-23_Laa_4b.pdf herunterladen (4.4 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-17_VSStronsdorf.pdf herunterladen (4.54 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-22_Laa_3b.pdf herunterladen (4.21 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_10-02_Ottenthal.pdf herunterladen (3.99 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_10-01_Neudorf.pdf herunterladen (3.97 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-29_Wildendürnbach.pdf herunterladen (3.8 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_10-06_VSLaa_4a_Luksch.pdf herunterladen (3.85 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-21_Laa3a.pdf herunterladen (3.69 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_09-24_VSHagenberg.pdf herunterladen (3.01 MB)
_ZEITUNG_Glaubersalzböden_06-09_Wulzeshofen.pdf herunterladen (5 MB)