Vom Klimawandel zur Klimawandelanpassung

Vom Klimawandel zur Klimawandelanpassung

Das Klima hat sich schon immer geändert! Schwankungen gab es schon immer und sie sind natürlich!

Das sind Aussagen, mit welchen man auch heute noch regelmäßig konfrontiert wird, wenn es um das Thema „Klimawandel“ geht. Und sie sind nicht ganz falsch. Die unten angeführte Grafik zeigt uns, dass es über die letzten 600.000 Jahre schon immer Schwankungen des CO2 Gehalts in unserer Atmosphäre gab. Die unten angeführte Abbildung stellt den CO2 Gehalt über den Verlauf der Jahrtausende dar.

Eisbohrkern-Daten

Im Durchschnitt befanden sich zwischen 180 und 280 ppm Co2 in unserer Atmosphäre. Ppm steht für parts per million und gibt also an, wie viele Teilchen CO2 in einer Million Teilchen unserer Luft enthalten sind. Es gab also ein auf und ab, aber es hielt sich innerhalb eines gewissen Rahmens, und wenn Änderungen auftraten, so geschahen diese langsam über mehrere Jahrhunderte oder Jahrtausende stetig hinweg. Am Ende der Grafik und auch in der unten angeführten Darstellung sehen wir jedoch, dass es in den letzten Jahren einen massiven Anstieg des CO2 Gehalts gab. Dieser geschah nicht stetig über viele Jahre hinweg, sondern sehr plötzlich. Zusätzlich war es kein Anstieg auf ein gewöhnliches Maß, sondern weit über den bisherigen CO2-Gehalt der letzten 600.000 Jahre hinaus.

Eisohrkern-Daten CO2

Von den gewohnten 180-280 ppm, wurde ein Wert von über 415 ppm erreicht. 


Beispiel zur Veranschaulichung des CO2 Anstiegs: Trotz des steilen und schnellen Anstieg hört man ab und zu das Argument, dass es doch nicht so einen großen Unterschied machen kann, wenn von 1 Million Teilchen jetzt 100-200 mehr davon CO2 sind. Über dieses Argument habe ich lange nachgedacht und überlegt, wie diese geringen Änderungen greifbar gemacht werden können. Wie können wir uns etwas konkreter unter diesen „kleinen“ Änderungen vorstellen. Prozentual gesehen sind 100ppm ein Anstieg von 0,0001%. Das ist ein Zehntausendstel oder auch 0,1 Promille. Und darunter können sich die Leute etwas vorstellen. Legen wir das Beispiel des CO2 Anstiegs also auf den Anstieg des Alkoholgehalts in unserem Blut um. Steigt unser Promillegehalt von 0,2 auf 0,4 und das sehr schnell, so hat dies Auswirkungen auf das komplexe System unseres Körpers. So sehen wir schon ab einem geringen Wert von 0,3 Promille um 15% schlechter, unsere Konzentrationsfähigkeit sinkt, die Reaktionsfähigkeiten sink und unser Puls wird schneller. Das alles, obwohl in unserem Körper nur 100-200 Teilchen Alkohol auf eine Million Teilchen gesamt, mehr zu finden sind als zuvor. Also ja, auch ein Anstieg von 0,0001% von gewissen Wirkstoffen kann sehr komplexe Systeme bereits beeinträchtigen und Verändern. 

Dieser Vergleich lässt uns vielleicht besser verstehen, dass auch sehr geringe Veränderungen in einem System bereits große Unterschiede ausmachen können.


Der Anstieg des CO2 in lässt auch die Temperatur steigen. Dies lässt sich sehr gut in der unten angeführten Grafik zeigen.

Temperaturabweichung


Diese Grafik zeigt, dass es seit dem Jahr 1760 immer wieder Schwankungen zwischen überdurchschnittlich kalten und überdurchschnittlich warmen Jahren gegeben hat. Sehen wir uns das Ende der Tabelle an, so sehen wir jedoch, dass es seit Mitte der 1990er Jahre nur noch überdurchschnittlich warme Jahre gegeben hat. Man könnte also sagen, dass ein Kind, dass Mitte der 90er Jahre geboren wurde, nur den Klimawandel kennt. Es hat, obwohl es nun in der Mitte der 20er ist, noch kein überdurchschnittlich kaltes Jahr erlebt. Was genau dies für Niederösterreich bedeutet, zeigt die unten angeführte Tabelle. Sie zeigt, wie sich die Durchschnittswerte der Jahre 1961-1990 von den Werten des Jahres 2020 unterscheiden. Ein Jahr, das viele als nicht so heiß in Erinnerung haben. 

Klimadaten St.Pölten

Es ist klar zu sehen, dass die Sommertage (25°C+) und Hitzetage (30°C+) zugenommen haben. Die Vegetationsperiode dauerte dadurch bereits 7 Tage länger. Ein massiver Unterschied besteht bei den Frosttagen, also Tagen, an welchen die Temperatur unter 0°C fällt. Von diesen gab es im Jahr 2020 weniger, als noch in den Jahren 1961-1990. Das bedeutet, dass wir auf das Jahr gesehen mittlerweile mehr als ein Monat weniger haben, in dem die Temperatur unter 0°C fällt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Niederschlag. In der letzten Spalte der Tabelle sehen wir, dass sich die Anzahl der Niederschlagstage beinahe unverändert bleibt. Der maximale Niederschlag, der über 5 Tage hinweg gefallen ist, ist jedoch deutlich höher. Das bedeutet, dass wenn es regnet, es stärker regnen wird. Dies bringt das Risiko von Überschwemmungen und Sturmschäden mit sich. 

Durch diese bereits geschehenen Änderungen, die in den nächsten Jahren noch extremer werden, ist der Gedanke nicht fern, dass es nötig und gut wäre, Anpassungsmaßnahmen in den Gemeinden und in unserer Region zu entwickeln. Doch auch Anpassung muss koordiniert und unter gewissen Voraussetzungen passieren. Es wird von „guter Anpassung“ gesprochen. Das bedeutet, dass bei den Anpassungsmaßnahmen der Klimaschutz berücksichtigt werden muss. Dies zeigt die folgende Abbildung.

Säulen der Klimapolitik

Klimaschutz und Klimawandelanpassung sollten Hand in Hand gehen. Unsere Maßnahmen sollten also in der Schnittstelle der beiden Kreise stattfinden. 

Ein Beispiel: Wenn ich mich an die steigenden Temperaturen anpassen möchte und mir deshalb eine Klimaanlage kaufe, ist das keine gute Art der Anpassung. Warum? Wenn die Klimaanlage kühle Luft in meinen Wohnort bläst, komm woanders warme Luft wieder heraus. Diese könnte unter Umständen meinen Nachbarn betreffen und sein Mikroklima aufheizen. In diesem Fall wird es zur sozialen Frage. Weiters ist die Energie, mit welcher die Anlage betrieben wird, wahrscheinlich nicht zu 100% erneuerbar. Das bedeutet, um die Klimaanlage am Laufen zu halten wird Energie aus z.B. Kohlekraftwerken benutzt, deren Betrieb den Klimawandel wiederum antreibt, an den wir uns anpassen wollen. So würde eine Negativspirale entstehen und es könnte nicht von „guter Anpassung“ gesprochen werden. Fassadenbegrünungen, Bäume oder andere Schattenspender vor dem Haus oder Kühlung durch Erdwärme sind wiederum Möglichkeiten mein/e Haus/Wohnung „gut“ zu kühlen.