Zwingendorf hat mitseinen Salzwiesen einen einzigartigen Schatz von nationaler Bedeutung vor seiner Haustüre: In Mitteleuropa sind Binnensalzstellen äußerst selten – vergleichbare Salzflächen gibt es österreichweit nur in Baumgarten an der March und im Seewinkel. Auf den Zwingendorfer Glaubersalzböden, die 1979 zum Naturschutzgebiet erklärt wurden, befindet sich österreichweit (!) das einzige Vorkommen des Strandmilchkrauts (Glaux maritima). Aber auch andere seltene salzliebende oder ‐tolerante Arten wie Salzsimse, Salzaster oder Salzbiene sind hier anzutreffen. Ein Lehrpfad im Naturschutzgebiet und das Dorfmuseum Zwingendorf, das einen großen Teil seiner Ausstellung den Salzwiesen widmet, laden ein, diesen einzigartigen Lebensraum zu erkunden.
Neuntöter
Gebietsbeschreibung
Unter den sandigen Ablagerungen der Pulkau befinden sich im Pulkautal und Laaer Becken stellenweise salzführende Schichten aus dem Urmeer vor etwa 15 Millionen Jahren. Durch starke Verdunstung bei gleichzeitig geringen Niederschlägen können diese Salze (Glaubersalz und Bittersalz – beide werden zusammenfassend als „Saliter“ bezeichnet) aufsteigen und reichern sich als Ausblühungen und Krusten an der Oberfläche an. Regelmäßige Überschwemmungen der unregulierten Pulkau ließen immer wieder neue kleinflächig offene Bodenflächen mit Salzausblühungen entstehen.
Große Bereiche entlang der Pulkau waren wegen ihres hohen Grundwasserspiegels und der regelmäßigen Überschwemmungen landwirtschaftlich jedoch nicht nutzbar. Drainagierungs‐ maßnahmen und die Regulierung der Pulkau, besonders in den 1950er Jahren, führten zu einem Absinken des Grundwasserspiegels. Zusammen mit der Intensivierung der Landwirtschaft gingen dadurch zahlreiche Salzstandorte verloren. Nur äußerst „nutzlose“ Flächen blieben über, die man als Gänseweiden nutzte oder wo Teiche zum Waschen des Viehs und der Geräte ausgehoben wurden. Doch auch diese wenigen Flächen waren von Verbuschung und Zuwachsen durch das dominantere Land‐Reitgras bedroht.
Schließlich erkannte das Land Niederösterreich 1979 den hohen ökologischen Wert der Flächen und erklärte 1979 die Zwingendorfer Salzwiesen zum Naturschutzgebiet. Seitdem wurden im Auftrag der Naturschutzabteilung des Landes Pflegekonzepte erstellt und Maßnahmen zur Förderung kleinflächiger, offener Salzstandorte getroffen.
Im Vergleich zu anderen Gebieten dieser Größe weiß man über das Artenspektrum der Zwingendorfer Salzstandorte aus naturwissenschaftlicher und naturschutzfachlicher Sicht ausgesprochen viel. Aushängeschild der Zwingendorfer Salzwiesen ist das Strandmilchkraut (Glaux maritima), das österreichweit nur hier zu finden ist. Doch gibt es zahlreiche weitere andernorts seltene Pflanzen und Tiere, die den hohen Salzgehalt ertragen: Von recht unscheinbaren Pflanzen wie Meerstrand‐ Wegerich, Salz‐Simse oder Spargelklee bis zu ausgesprochen attraktiven Arten wie Echter Eibisch und Salz‐Aster. Die beiden Wanzen Agramma atricapillum und Henestaris halophilus sowie die Pannonische Sandzikade (Psammotettix asper) und die Wildbiene Anthidium tenellum sind innerhalb Niederösterreichs nur von hier bekannt.